Deja Vu Tabula Rasa
published onendless loops of procrastination.
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Ich erschaffe keine Räume. Nie gegenwärtig und immer da, seit 14 Mrd. Jahren, die zeitliche Räumlichkeit. Subchronische, depersonalisierte Lebensnotwenigkeit in Milliarden, bevölkert von jenen, umkämpft. So auch von mir. Für Kunst und Eigen-Sinn eigne ich öffentliche Zeit-Räume an, die anderen sind entweder zu unsichtbar oder zu teuer, mit Blut getränkt und Körpern begraben. Notgedrungen und schlecht vorbereitet krieche ich im Versorgungstunnel der institutionellen Gewalt, schiebe meinen Kram voran und halte eine Schippe Resilienz dagegen. Der Definition nach sind die Öffentlichen „für alle hörbar, sichtbar, nicht geheim wie das Ärgernis und für die Allgemeinheit zugänglich, nutzbar“. Grandios, der beispielhafte Bezug zum Ärger. Entsprechend den unsozialen Netzwerken, in denen alle gemein(t) sind.
Letztlich stellst du dich aus. Eine hoffentlich klügere, objekthafte Variante von dir. Gewiefter als du und ich, kann das Es dem Autor entkommen und qualifiziert sich so, um der Nachwelt erhalten zu bleiben. Sich Entkommen, das wäre beidem, dem Autor seinem Werk, zu wünschen. Doch zuvor Schleppen wir die Dinge und uns herum. Der Transport ist daher das wesentliche Thema. Er ist das Leben selbst. Bewegungswesen bewältigen ihren Elektronenfluss. Alles ist Transfer. Prozess. Stillstand ist der Tod. Und die Zeit, dieser befremdliche Raum zerstört alles. Es und er sind das Gewicht der Zeit im Kosmos, das diesem die Endlichkeit aufzwingt. Unser Stillstand bewegt sich auf uns zu, bohrt sich in uns hinein. Wir sind sein Resonanzkörper, seine Masse zerdrückt das größte Organ, seine Ketten quetschen und werfen Falten und Hämatome. Gewichtige Performance synchron getaktet. Wir sind Uhren und wir bauen Uhren.
Resonanzkörper in allem, beschränkt in den Sinnen und Mustern. Trägheitssysteme der Prokrastination klammern sich im rasenden Stillstand an ihre glattgeschmierten Endgeräten. Versteckspiel mit Bildschirm und Kopfhörer. Wann wird das VR Headset zur Mode zugelassen? Displays werden aus Scham vor dem Rumstehen befummelt, sie glotzen voyeuristisch zurück. Gegenseitige Zuwendungen von gierigen Fingern bis müden Augen und keiner hat Angst vor dem blauen Licht, doch alle vor dem Blick des Nächsten. WLAN geeichte Googlehirne mit metaneuronalen Schaltkreisen. Suchen sie unlängst für "Wintermute" oder doch nur nach luxuriöser Bestätigung und Sicherheit. Festgeklebte Wiederholungstäter schreibend, tippend beten To-do-Listen, die 7, die 10, die ungezählten Selbstoptimierungsgebote der inneren und äußeren Leere. Wie die Schaben schaben, gänsehäutige Nagelprobe zur zeitlich begrenzten Daseinsverpflichtung in schallenden Styropor verpackt. Unsicherheit mit jedem Strich. Einstige Zufluchtsorte, Paradiese der Selbstverwirklichung und Projektion dahin gezeitigt durch den institutionell blasierten Anpassungsdruck. Die Innenwelt fordert das Meisterwerk und erntet Versagen. Zynisches Geplauder, Namedrops garnieren dieses selbsterfüllende Prophetentum. Das schiefe Lächeln um Druck abzubauen vor der Selbstfindung im Flachformat. Zück den Pinsel, die toten Metaphern fließen ganz selbstverständlich heraus. Flacher kann kein Format erscheinen und doch nach langer Dauer prägt sich eine Außensicht der Ernüchterung, der Enttäuschung. Der Verlust der letzten Träume und Hoffnungen bahnt sich an und dann geht die Flucht nach Vorne mit dem Abbruch synchron. Das danach kann nicht zurück erinnern, nur vergessen könnte helfen und möge der sture Stürmer unbelehrbar bleiben, der zeitliche Raum wird es richten.
Doch war es nicht Verdrängung? Sattes Verlangen, verzweifeltes Entkommen, Fernweh aus dem Zimmern gemalter Phantasie und nun ernsthaftes Gehader um belangloses, hochbedrohliches Geschehen. Welche Wunden werden hier geschäftig beklagt, peinlich illustriert? Authentifizierung und um Himmels Willen politisch, von Banken und Blasen eingeforderte und bezahlte Worthülsen quellen, Achtsamkeit schreit es momentan von allen Zinnen. Fremde Brände bekämpfen zum Zwecke der Nützlichkeit. So entsteht Beliebigkeit in Tabellen und Skalen verpackt, Aktionskunst war wenigstens unterhaltsam. Existenzen weinerlich Befangen von der heuchlerischen Anteilnahme der fraglichen Themenwahl. Dein täglich Brot verdeckt und minimalistisch umspielt. Dein Filter wird dich schon halten, stell deine Anträge nur schön im Akkord. Frag dich (nicht) warum du diese Form der Käfighaltung akzeptierst, wenn du doch nur malen willst. Und beruhigt dich mit deinen Noten, teilen sie doch dein Spiel, deine Narrative und dennoch verstehen sie keines deiner Rätsel. Ist es das Desinteresse von Überfluss, das taub und blind macht. Diese Erwartung bis zur Belanglosigkeit verzerrte Muster zu produzieren tut den Rest. Wofür dieses phrasenhafte Versteckspiel? Jeder kennt doch dem Anschein nach den Schlüssel und spielt diesen Takt. Ich habe keine Luft mehr auf sinnlose Reigen. Atemlos durch die Kommerzialisierung, wer will das sehen? Welche Bären für welche Institution? Fressen wir die Anträge alle auf, dann kann sie keiner stellen. Ans Ende paraphrasiert, versunken im Hülsenbingo, olympisch die Terminijagd. Lass es offiziell beim Namen nennen. Wer definiert Macht in Wort und Bild: Das Geld der Einzelnen, nicht der Vielen und doch suchen wir die Schönheit auf. Es muss sie also geben, wir müssen nur wollen. So einfach?! Einfach so!?
Mitschwingen, Mitziehen und so unterschiedlich die Zifferblätter der Menschen auch scheinen. Die Zeiger der Lebensformen dieser Erde streben nach Synchronisierung. Stehen sie schon auf fünf nach 12 für L. und ist es zu spät für das gemäßigte Klima unseres Strebens? Die Entropie ist das räumliche zu spät, da kein Menschen- beschlagender Planet ihre Energiemengen bewältigen kann. Auf der Vergangenheit unserer Fehler bauen wir weiter ab im Kreis der ökonomischen Verflechtungen. Brühten und mahlen wir auf den kaputten Schultern ausrangierter Riesen, auf denen es sich noch gut ruhen lässt. Die gezahnte Räder drehen weiter laut, stürmen unaufhaltsam. Aber irgendwie schleichen die Homo Sapiens so seltsam schwach und ziellos. Sie empfinden Freunde, Lust an ihrer offenkundigen Sinnlosigkeit und zelebrieren diese als sinnvolle Kunst in Wüsten und Wettkämpfen. Auch nur eine Form des Funktionierens im Kreislauf. Das Uhrwerk von L. bleibt stur, widersinnig und läuft zeitweise rückwärts. Warum auch nicht. Ist das nicht die Definition von Widerstand oder ist sie nur eine Schutzdiode zu schwach und brennt irgendwann durch in die Richtung des quietschenden Torten-Bürgertums. Heimlich liebäugelt sie mit der Erfüllung als Hausfrau ohne Mutter. Sucht ständig Nebenschauplätze auf, Ablenkung wird zuhauf geboten, auch als positiv gewertet und dann verliert sich L. in Ausgleichshandlungen. Wir sind noch jung und suchen Schützengräben, Ersatzstoffe und Selbstbilder. Fordern flauschigen Halt, feste Liebe, dauerhaften Zuspruch und werden doch nur benutzt, bis unserem Halter das Interesse ausgeht. Lass das Überspringen von Handlungen. Später dann schuldbewusst rechtfertigen, rückwärtige Sinnfragen helfen immer nebulös weiter. Ergeben nur dann Sinn und können keine Antworten, keine Lösungen formen. Die Esoterik liebt deine Korrelationen. Sie holt uns ein und dann wird es modrig und kalt. Samtig, dämmrig finster wünscht Es sich in sein Grab. Die blanke, hell brennende Holzkiste haben die wenigsten vor Augen. Hübsche verzierte und eichenschwere Blumenkästen erhoffen sie sich. Ihr Fantasten, hilft es den? Dieses sakrale Illusionisten mit rituellen, verschnörkelten Überlieferungen aus Angst gespeist.
Bildung schützt nicht vor Dummheit, erleichtert aber den Umgang mit ihr. Fachwitze auch. Gib dir keine Blöße und Spiel mit ihnen, sie wollen alle ihre Bühne und bekommen nie genug Aufmerksamkeit. Ein Hauch von Hydra habe ich für sie übrig, permanentes Projizieren gibt ihnen ihre Gestalt. Saugen Mitleid wie lärmendes Geschrei. Die niedrigste Form von Nähe und kein Mitgefühl reicht aus, um Einsamkeit zu stillen. Ich biete doch keinem die Grausamkeit von gut gemeint an. Dann lechze doch Elender. Meine Stirn glüht von der dicken Luft. Ich kühle sie am berauschenden Nass meiner Gedanken. Der Fluss zieht mich fort von den Reifen, vom Durchdrehen und Quietschen auf billigen Klapperpaneele. Laminat am Arsch der passiv-aggressiven Staubsaugerfolter bis die Holzmaserung aufgibt und eins wird mit der fahlen Raufaserwand. Da fliegt das Mobiltelefon, stark-laute Schwerkraft und begrenzte Mobilität bewiesen. Den kreativ Getriebenen gehört ihr Himmelreich und kein albernes Schnaufen, gekränktes Gebrabbel vom jammernd, jämmerlichen Tropf dringt zu ihnen durch. Fast. Freie Kunst heißt frei vom Weltschmerz Krampf. Beinahe. Zerleg die Wohnung kleinlauter, lästernder Großkotz. Kaboom! Schreckhaft? Immer auf der Hut. Gemütlich eingekleidet in dein Lügengebilde. Verraten hat den Hypochonder der aufgeblasene Wettstreit. Diese kleinen, ständigen Angebereien. In der Sackgasse die Gefängnis-Sozialisierung. Minderwertigsgefühle zertrümmern die Einrichtung. Ich ertrage deine Gewalt buchstäblich Zeile für Zeile. Deine früheren Mitmenschen verschmähen dein Gezeter. Ich, ich, ich ohne Bewusstsein. Er sollte Es, Es, Es schreien. Er zerreißt das Papier mit sich. Die zwei Meter Dramaqueen im Einteiler, erbärmlich denke ich bei mir. Betäube die atmosphärische Spannung bis der Stift aufgibt und die Kunstfreiheit einen neuen Schauplatz finden muss. Ein neuer Stift muss her, die neuronale Verbindung darf nicht abreißen. So ganz kannst du Es nicht abschütteln, nach draußen verdrängen und gleich qualmt der Aktenvernichter. Der neue Stift fängt Feuer. Zurück im Wortgefecht. Papiere so unwichtig zum Schreddern erhoben, geadelt durch Stromverbrauch. Welch ein Gemetzel. Gott. Will entkommen. Der Fernseher betäubt und schäumt mit Sitcom, Anime und Crime im Dauereinsatz. RTL am Morgen bringt Kummer und Sorgen. Kotzt Werbung im rhythmischen Bogen. Laut und Grell. Geilheit behämmert die Schläfe. Geskriptete Realität am Limit. Ziehe Waldeinsamkeit jeder Fremdscham vor. Der Fatalismus Road trip dauert an. Aus Stunden werden Tage gezogen auf dem Schlachtfeld der Zweizimmerwohnung wüten Grabenkämpfe mit marschierenden Langhaar Teppichen. Die Depression blutet auf diesem Schlachthof des wiederkehrenden Möbelrückers. Ab ins Beet. Der Scharfrichter und das Gaffa. Der Hass auf die Billigmöbel spitzt sich zu. Ich klettere in meine Bücher. Suche Schutz zwischen den Zeilen. Geborgenheit am Buchrücken. Solch zarte Blätterbögen. Kein Zufall das Verantwortung auf ihnen liegt. Ketten binden Ohren, Finger und Glieder. Keinem gelang die Flucht. Auch nicht den Büchern.
Ring Ring. Befiehlt es und dann spricht es nach dem Ton. Der Mensch blockiert. Das Morgen lautlos gestellt und keiner kann die Gegenwart kennen. Sie besteht nicht, lauert nicht, kommt nicht vor. Die Mikroelektronik sagt an. KI. Ko? kA! Und weiter. Solange gefragt werden kann, wird Alexa: Ok Google! Hail Google! sagen und sie haben ihr neues Spiel. Come on. Auch du dankst der App deine Stimmung, Tabs und Power Chords erfragt. Dann zupf und drück die Akkorde. Harte Haut auf tiefen Bahnen. Wir spielen "Giftig" und "Niemals aufgeben" im Wechsel. Irgendwann hoffentlich "Nahm ich deinen Namen" und irgendwie wird einmal "Gefesselt" daraus. Es macht Sinn mit dem zu Beginnen was einem zuwider ist. So kann die Anbetung zum Geliebten nicht schwinden.
Der Film wird es schon richten, er heilt Ängste und Phobien. Die bewegte Bilder wollen aber klangvoll rollen, wie es unsere Wahrnehmung vorgibt, befreit der Sound das Bild aus der stillen Enge. Frames per Second schwingen mit ihrer Stimmung und der Takt umschließt die Szenen im Rhythmus und formt ihre Sprache. Lernen wir den Plot mit denselben Gründen im Spiel um Sinn in das Dasein zu schieben. Welche der sieben Handlungen folgt dein Leben oder hast du etwa nicht die Wahl? Dann nimm deinen Willen und suche den achten Handlungsbogen um der bleichen Theorienschachtel zu entkommen. Oder wähle den Weg der großen Falter und esse und esse, bis zur Reife. Dann entwickelst du dich im Schlaf und das Beste kommt zum Schluss. Könnte ich wählen, wäre ich eine Birke am Rande eines Waldes stehend. Mit tief wurzelnden Füßen in der Nähe eines wilden Baches sanft wiegend. Ein Jahrhundert im Zeitraffer ziehen sehen und Keiner kann mein rindiges Grinsen erkunden. Aber ich muss Mensch sein, wider Willen und Erwarten das wir Untergehen, wie im Zorn und Verlangen ersehnt. Die Sache wird schon werden.
Anja Kellner