Las Vegas Plastic Palace

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Die verschiedenen Lichtinstallationen erhellen die Themenfelder von Medikation und Verblisterung in Plastikpaletten. Im Rausch der Leuchtdioden des pharmazeutischen VEGAS gibt es nur Gewinner oder Verlierer, nur High or Low und nichts dazwischen.

Mit der massenhaften Verschreibung und dem Konsum von Schmerzmitteln wurden weite Teile der amerikanischen Bevölkerung zu Abhängigen, zu den Verlieren dieses schillernden Businesses. Weltweit spielen Pharmakonzerne – die Bank am Spieltisch – Nationen gegeneinander aus und bauen mit Lobbyarbeit an ihrer Monopolstellung, um eine Preisdiktatur für lebensnotwendige Präparate, sogenannte „Blockbuster“ durchzusetzen. Geblendet im Licht der Gewinne ist die Pharmazie zu einem maschinenbetriebenen Hochfrequenzhandel verkommen, der Innovationen aufkauft, um Aktionäre zu befriedigen und statt Forschung zu finanzieren.

Im Lichtspiel der Leuchtdioden werden die sklavischen, lebensbedingenden wie -bedrohlichen Rhythmen der Einnahme, der Kontrolle und Überwachung beleuchtet. Von der Arzneimittelstellung, über die Rezept-Bestellung bis zur Tageseinteilung bestimmen Medikamente den Alltag von Menschen, wie die Tageslichtstunden der Sonne – die LED Zyklen der Installationen. Neben der zeitlichen Dimension greift die Medikation auch in die räumliche Welt der Menschen ein und erobert als Tablettenbeutel, Schachtel oder Dose den privaten und öffentlichen Lebensraum. Mit der steten, sich wiederholenden Praxis der Einnahme erobern sich Tablettenpackungen und Apothekentüten ambivalente Plätze in der räumlichen Einrichtung, in den Wohnungen der Menschen. Neben der Lagerung stellt aber die medikamentöse Lebenserhaltung, die eigentliche Handlungsmacht der Präparate über das Leben dar und führt u. a. zur Ächtung dieser Einnahme, da diese Praktik mit einem Gefühl der Entmündigung einhergeht. So wird „das Gift“ verachtet und es ist Rede vom „Tabletten fressen“. Nicht selten löst ein Arzneimittel die Abhängigkeit von weiteren Präparaten aus, um zur Verträglichkeit beizutragen. Ohnmächtig ergeben sich die Patienten der Liste der Nebenwirkungen und ertragen den Kreislauf der Lebenserhaltung mit Zynismus. Expertentum geriert sich vereinzelt, man kennt sein Gift und prallt damit, was einen nicht umbringt…erlaubt immerhin den Dämmerzustand.

Bei der Verblisterung im PLASTIC PALACE wurden LEDs aus ihren Verpackungen genommen und nach den Angaben zu ihrer Spannung und Voltzahl verordnet, als Dosierung portioniert und zusammengestellt. Dabei wurden sie also vorher „ausgeblistert“, um sie dann wieder in andere Blister zu verpacken. Es gibt verschiedene Formen, Farben und Arten von Blistern. Je nach Wirkungsweise und Intensität leuchten, flackern oder pulsieren die in ihnen enthaltenen LEDs Rot, Grün, Gelb, Blau, Orange oder Weiß. Die Informationen zum sensualen Anwendungsgebiet kann der Besucher den Aushängen entnehmen. Bei jeder Einnahme ist auf die Tabletten-Ampel zu achten, die bei reger Betätigung des Schalters gewährleistet wird. In einer Blisterkarte sind mehrere LED-Becherblister dem Medikamentierungsplan entsprechend miteinander über Kupferlackdrähte verbunden. Eine mit diesem speziellen Feature ausgestattete Blisterkarte trägt den Titel „electronic blister“. Dabei werden Multi-Dose-Verpackungen, also solche, in denen verschiedenfarbige LEDs enthalten sind, von Unit-Dose-Verpackungen, in denen jeweils nur eine Licht-Arznei verblistert wurde, unterschieden. Die meisten Blister sind mit den LED- Arzneimitteln für genau zwei Woche befüllt und werden im DRUGS VEGAS PLASTIC PALACE ausgestellt, wo sie auch erhältlich sind.